Trollmädchen-Fotoshooting

Last Updated on 5. März 2022 by Mirjam Wicki

«Immerhin siehst du glücklich aus», war das Urteil meiner Tochter auf mein Selfie im Trollmädchen-Hoodie. Es war gefühlt das hunderste Selfie und das erste, das ihr mehr als ein Augenrollen entlocken konnte.

«Hilfst du mir?», fragte ich. «Machst du mit mir ein Fotoshooting?»

Meine Tochter war einverstanden. Aber erst musste sie in die Schule. Dann musste sie Zvieri essen. Dass in der Zeit langsam die Sonne verschwand und die Regenwolken näherkamen, konnte sie nicht erschüttern. Mich auch nicht wirklich. Erst als wir losfuhren – die Fotografin schlug ein Shooting im Herbstwald vor – mit Laterne – wo es ja sowieso schon dunkel war – da fand ich den einsetzenden Regen doch störend.

Wir richteten uns unter dichten Laubbäumen ein. «Aber ich werde mich nicht auf den Boden legen!», stellte ich klar.

Sie hatte viele andere Ideen, die ich mehr oder weniger souverän umsetzte. Wir sahen bald ein, dass die Verhältnisse keine guten Fotos mehr zuliessen, und konnten doch nicht aufhören. Bis ich sagte: «Eigentlich könnte ich mich auch einfach hinlegen!»

Es wurde das beste Foto. Nicht, weil es so gemütlich war auf dem nassen Waldboden zu liegen, aber weil so viel Mutter-Tochter-Spass vorausgegangen war, dass ich nicht nur glücklich aussah, sondern es auch wirklich war.

Seither warten wir darauf, dass die Herbstsonne einmal scheint, wenn sie gerade nicht in die Schule gehen oder andere Teenagerdinge machen muss. Ich hoffe, wir finden einen solchen Zeitpunkt, solange der Wald noch herbstbunt ist. Auf dass es uns gelingt, ein Foto zu machen, auf dem ich glücklich aussehe, die Augen geöffnet habe, die Schrift auf dem Hoodie lesbar ist und dessen Qualität den Anforderungen des Internets entspricht.

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