Ein unliebsames Geschenk

Last Updated on 5. März 2022 by Mirjam Wicki

Geschenk – lautet eine Aufgabe der #myBookChallenge, die Books on Demand im Dezember 2020 durchführt. Der arme Protagonist soll ein Geschenk bekommen, das ihm nicht zusagt.

(Originalfoto by Hailey Powers on Unsplash)

Ich bin für die Aufgabe in die Vergangenheit gereist, in eine Zeit, in der Ian und Alexa jung und schwer verliebt waren. Wer «Die andere Seite von SCHWARZ» zu Hause hat: Die Szene würde sich in die S.127 einfügen, ins Unterkapitel «Advent und Weihnacht 1992».

Kurz vor Weihnachten 1992

Alexa presste die Hand vor den Mund, um das verräterische Lachen, das ihren Hals emporsteigen wollte, hinunterzuschlucken. Sie hatte sich so auf diesen Moment gefreut!

Ian stand vor Grossmama und knetete nervös die Hände. Er sah aus, als würde er vor dem Nikolaus stehen und auf eine Abrechnung warten. Als hätte er vor diesem Nikolaus etwas zu befürchten! Nach ihrem schlechten gemeinsamen Start hatte Grossmama ihn längst ins Herz geschlossen, und manchmal hatte Alexa das Gefühl, sie würden um seine Gunst wetteifern.

Grossmama bückte sich mit einem kleinen Ächzen und zog eines der Päckchen unter dem Weihnachtsbaum hervor. «Hier, Ian, das ist für dich. Du bekommst es jetzt schon, weil ihr Weihnachten ja in Oslo feiern werdet.» Es lag ein leichter Tadel in ihrer Stimme, der Alexa dazu brachte, einen Schritt nach vorne zu machen und Ians Hand zu nehmen.

Er schaute zu ihr, und in seinen Augen erschien das Funkeln, das sie so liebte, und dem auch Grossmama nicht widerstehen konnte. Sie stellte sich vor Ian hin und streckte beide Arme aus. Er beugte sich zu ihr hinunter und liess sich umarmen. Erst als Grossmama sich von ihm löste und ihm das Paket entgegenstreckte, liess er Alexas Hand los.

«Vielen Dank!» Ian setzte sich aufs Sofa und liess sich Zeit, den Knoten des Geschenkbandes zu lösen.

Alexa schaute zwischen ihm und Grossmama hin und her und konnte nicht mehr verhindern, dass ein fröhliches Glucksen aus ihrer Kehle schlüpfte. Niemand reagierte darauf.

Endlich hatte Ian das Band gelöst und öffnete mit geschickten Fingern das Papier. Bevor er es wegzog, steckte er die Hand ins Paket, um den Inhalt zu ertasten.

Alexa sah den Moment des Erkennens und biss sich auf die Lippen, als sie beobachtete, wie Ian kurz darum rang, die Fassung zu behalten. Dann zog er die Wollsocken aus dem Papier.

«Du hast für mich gestrickt!», sagte er und richtete den Blick fest auf Grossmama.

Diese nickte strahlend. «Alle Menschen, die mir wichtig sind, bekommen von mir Socken zu Weihnachten», erklärte sie.

Alexa hob den Fuss und wackelte damit.

Über Ians Gesicht zog nur ein kaum sichtbares Lächeln, bevor er aufstand und Grossmama umarmte. «Vielen, vielen Dank!», murmelte er, und Alexa kam nicht umhin, ihn für seine Selbstbeherrschung zu bewundern.

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