Jeden Sonntag schlägt Justine ein Thema zum Autorenleben/Schreiben vor, zu dem man sich Gedanken machen und diese auf Social Media posten kann (einfach den Hashtag #autorensonntag eingeben. Lohnt sich!).
Heute geht es um Realität in Büchern. Justine schreibt dazu: «Warum unsere Protagonisten auch mal PMS haben dürfen, auf Toilette müssen oder ihre Periode bekommen.» Ich könnte schreiben: «Warum meine Protagonistin keine Traumfigur hat und die Depressionen meines Protagonisten nicht allein durch ihre Liebe weggehen.»
Meine Romane spielen in unserer Welt, in unserer Zeit, sind lebensnah und realistisch. Es gibt in ihnen keine fantastischen Elemente, und es gibt nur wenig Glamour und Überzeichnungen (ausser ein paar zu häufig funkelnder Augen natürlich :-)).
Meine Geschichten spielen im Alltag. Es wird gekocht, gearbeitet, gelacht, gestritten, gezweifelt, sich gelangweilt. Man hat Kinder, Krankheiten, Sex, eine nervige und/oder hilfreiche Familie. Es könnte durchaus sein, dass eine meiner Protagonistinnen Schmerzen hat während der Periode, auch wenn das bisher nicht der Fall war.
Es ist mir wichtig, meine Figuren so sein und handeln zu lassen, dass es wahr sein könnte. Ich will sie auf realistische Weise mit realistischen Problemen kämpfen lassen. Sie sollen authentisch glücklich, traurig, herausgefordert und handlungsfähig sein.
Laut Rückmeldungen meiner Leser*Innen gelingt mir das gut. Lebensnah, authentisch, wie im richtigen Leben, man kann gut mitfühlen, komplexe Charaktere, echte Emotionen – das lese und höre ich über «Die andere Seite von SCHWARZ» (und es macht mich sehr glücklich!).
Es gibt auch kritische Stimmen zur Realität im Buch: Zu viele Tränen, zu wenige Ausführungen zu bestimmten Themen, erwartete Reaktionen und Komplikationen, die ausbleiben. Der Punkt, den ich selber am unrealistischsten finde, hat hingegen noch kaum jemand kritisiert (ich sage hier nicht, was ich meine :-)).
Ich weiss und merke immer wieder: Was mir realistisch erscheint, ist es nicht für alle. Meine Leser*Innen knüpfen an ihren eigenen Erfahrungen an, fühlen sich repräsentiert und angesprochen oder irritiert, weil sie anders handeln, denken und fühlen würden.
«Die andere Seite von SCHWARZ» und «Ich melde mich ab» sind Geschichten, die ich erfunden habe. Sie spiegeln die Welt, wie ich sie sah und empfand, als ich die Bücher schrieb. Auch wenn mir Glaubwürdigkeit wichtig ist, weiss ich, dass das Leben zu komplex ist, um jeden Aspekt davon in ein Buch zu packen (gerade wenn es um ein Thema wie Depressionen geht).
Ich freue mich, wenn meine Romane zum Nachdenken anregen, und das dürfen gern auch kritische Gedanken sein. Ich bin dankbar, wenn ich auf Aspekte aufmerksam gemacht werde, die in meinen Geschichten zu kurz kommen. Ich will dazulernen und gleichzeitig frei bleiben, die Realität zu filtern. Meine Figuren werden auch in meinem nächsten Buch nicht aufs Klo gehen (ausser vielleicht, um ihrem Kleinkind für ein paar Minuten zu entkommen – das wäre so eine Realität, wie ich sie gern beschreibe ;-)).
Und warum soll man meine Bücher nun lesen, wenn sie ja doch nur einen Alltag beschreiben, wie man selber einen hat?
Weil sie unterhaltsam geschrieben sind.
Weil man spannende und grösstenteils sympathische Charaktere kennenlernt.
Weil sie einen die Chance geben, über das eigene Leben nachzudenken.
Weil ich Geld bekomme, wenn meine Bücher gekauft werden.
Ich freue mich über weitere Gründe in den Kommentaren, genauso wie über Gedanken zum Thema «Realität in Büchern» im Allgemeinen und in meinen Büchern besonders.
Danke an den #autorensonntag für das Thema!