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Kill your Darlings

Ich habe es getan: Eine Figur, die ich sehr gut mochte, aus dem Manuskript gestrichen. Lieblingsszenen weggelassen. «Perfekte» Sätze gekillt.

Mein Herz ist jedes Mal ein bisschen gebrochen dabei.

Aber es stimmt: Sie fehlen nicht. Sie machen Platz für das, was sich hinter/unter/neben ihnen versteckt hat. Es hat sie gebraucht beim Schreiben, es braucht sie nicht beim Lesen.

Einige vergesse ich tatsächlich gleich nach dem Löschen, bei anderen bleibt ein kleiner Abschiedsschmerz hängen (ach, sie waren so schön, diese pinken Blumenaugen, auch wenn sie nicht in die Story gehörten!).

Wovon ich schreibe? Von Milena Mosers Schreibtipp, der mich – als ich ihn während ihrem Schreibkurs das erste Mal hörte – entsetzt hat. Wie bitte? Streichen? Das, was mir gefällt? Habe ich das wirklich richtig verstanden? Ich habe. Und sie hat recht.

 

Monstermässiger Zielcheck

Im Januar schrieb ich unter «Schreibziel 2018«:

Ziele sind da, um verändert zu werden.

In dem Sinn: Ja, ich setze mir ein Schreibziel für das Jahr 2018. Ein realistisches, lustvolles, messbares:

Ich schreibe 2018 jede Woche mindestens 3’000 Wörter an einem meiner Schreibprojekte und/oder an Schreibübungen. Die Schreibwoche beginnt am Montag und endet am Sonntag.

Ich freue mich darauf!

 

Seither sind fast drei Monate vergangen, ein Vierteljahr ist also schon beinahe um (ehrlich, ist so!). Zeit für eine Zielüberprüfung.

 

Habe ich mein Ziel von 3’000 Wörtern in der Woche erreicht?

In den vergangenen 11 Wochen habe ich 9 Mal mehr als 3’000 Wörter geschrieben, zweimal waren es weniger. In den beiden Wochen, in denen es nicht gereicht hat (die letzten beiden übrigens), habe ich sehr intensiv mein aktuelles Manuskript überarbeitet, dabei aber keine neuen Szenen geschrieben (gab also  keine Wörter zum Zählen). Letzte Woche habe ich nicht einmal die wöchentliche Schreibübung gemacht, weil ich meine ganze Schreibzeit für das Manuskript aufwendete.

Hat es Spass gemacht, mein Ziel zu erreichen?

Am Anfang hat es Spass gemacht, die Anzahl Wörter aufzuschreiben und zusammenzuzählen, mit der Zeit wurde es eher etwas lästig. Aber es war und ist eine zusätzliche Motivation, Texte ausserhalb meines Manuskripts zu schreiben, und das tut mir gut.

Behalte ich mein Ziel bei?

Ich behalte die Idee von einer bestimmten Anzahl Wörter pro Woche bei. Allerdings reduziere ich die Wörter auf 2’500 in der Woche. Das hat einen guten Grund:

Willkommen liebes Motivationsmonster!

Ich habe die tolle Seite www.monstermotivation.de gefunden und ein Monster adoptiert! Mein Monsterchen heisst Daggy und benötigt pro Woche 2’500 Wörter, damit es ihm gut geht. Im Moment ist es ein Armes, es hat Hunger und lässt die Mundwinkel hängen. Sobald ich ihm ein paar Wörter füttere, wird sich sein Befinden bessern, und es wird mich anlächeln. Daggy zu füttern macht viel mehr Spass als eine Wordcount-Tabelle zu führen, deshalb mache ich meinen Wordcount von nun an direkt bei meinem Monster. Da muss ich weder zählen, noch rechnen, sondern sehe an Daggys Gesicht, ob ich mein Wochenziel erreicht habe oder nicht.

Ich hatte Angst vor Schlangen

Ich hatte eine Schlangenphobie. So eine, bei der der Gedanke an eine Schlange Gänsehaut auslöst. Genauso Bilder von Schlangen und diese unsäglichen Gummiviecher. Filme waren noch schlimmer. Sobald sich die Schlange bewegte, schlängelte und im schlimmsten Fall züngelte, schloss ich schaudernd die Augen und es schüttelte mich. Schlangen im Zoo? Ohne mich. Blindschleichen im Garten? Ohne mich. Blindschleichen im Keller? Da musste ich mich mal getrauen, aber es war schwierig.

Ich lebte bisher gut mit meiner Schlangenphobie, sie hat mich in meinem Alltag nicht (oder nur sehr selten) behindert. Nun war ich am Wochenende im Rahmen meiner Tätigkeit als Lösungsorientierte Beraterin an einer Weiterbildung. Dabei ging es um das Lösen von Phobien. Zuerst behielt ich sie zurück, meine Schlangenphobie. Sie stört mich ja nicht. Ich kenne sie so gut. Wozu sollte ich etwas ändern daran? Doch als uns gegen Ende des Wochenendes so langsam die Phobien ausgingen, mit denen wir arbeiten konnten, kramte ich sie hervor, meine Angst vor Schlangen. Die irrationale Angst, diejenige, die auch Blindschleichen, Fotos, Filme, Gummiviecher und sicher eingesperrte Schlangen umfasst.

«Wann triffst du zum nächsten Mal auf eine Schlange?», fragte meine Beraterin zum Schluss.

«Wann ich will», antwortete ich. «Der Freund meines Sohnes hat eine zu Hause. Ich kann ihn fragen, ob ich sie sehen darf.»

«Und anfassen?»

«Nein! Das nicht. Aber ansehen – ja, ich werde ihn fragen!», gab ich ohne Gänsehaut zur Antwort.

Heute hat mein Sohn mit seinem Freund abgemacht. Ich begleitete ihn zu dem Freund nach Hause. Der Freund war begeistert, als ich ihn bat, seine Schlange anschauen zu dürfen. Er führte mich ins Zimmer mit der Schlange, öffnete das Terrarium, hob den Ast hoch, unter dem sie sich versteckt hatte, und nahm die Schlange heraus.

«Hier.»

Ich schaute sie an. Ganz ohne Gänsehaut. Ganz ohne Schaudern. Sie züngelte nicht. Sie wand sich um den Arm des Jungen. So what? Ich schaute ihr in die Augen. Ich habe noch nie im Leben einer Schlange in die Augen geschaut. Sie hatte nette Augen. Der Junge erklärte mit lang und breit, wie sie sich anfühlen würde. Ich schaute sie an, streckte den Finger aus und tippte sie kurz an. Wirklich nur kurz, als sich der Kopf in meine Richtung bewegte, zog ich den Finger schnell zurück. Trotz ihrer netten Augen. Immer noch ohne Gänsehaut. Er liess die Schlange zurück ins Terrarium kriechen, erzählte mir, dass man ihre Rippen spüren könnte, und mein Finger bewegte sich wie von selbst und strich ihr über einen Teil des Rückens.

Ich hatte eine Schlangenphobie. Jetzt ist sie weg.

(Wir haben nicht zaubern gelernt an unserer Weiterbildung, aber ein bisschen magisch fühlt es sich trotzdem an!)

Schreibübung «Licht»

«Magst du?», hatte meine Schreibfreundin gefragt, und ich hatte ja gesagt zu vier Schreibübungen in vier Wochen. In der zweiten Übung ging es um Licht. Mir hingegen fiel der Laden runter. Oder so. Kä Luscht. Ich bemühte mich, glaubte erstaunlich lange daran, dass schon noch etwas werden würde aus dem Text. Doch leider nein. Hier also das unzensurierte Beispiel für einen Text, aus dem nichts wurde ausser einer Schreiberfahrung. Die ganz echte Unlust der Autorin am Schreiben über dieses Thema zu diesem Zeitpunkt. Auch das ist Schreiben!

 

«Schreiben Sie heute über das Licht».

Heute, an diesem trüben Tag, soll ich über Licht schreiben. Bisher ist mir noch gar nicht aufgefallen, wie trüb er ist. Ich habe ihn sowieso drinnen verbracht, zuerst an einer inspirierten Sitzung, danach bei einem lustigen Mittagessen mit den Kindern, schliesslich mit anstrengend-langweiliger Buchhaltung. Die Sitzung wäre nicht weniger inspiriert, die Buchhaltung nicht weniger langweilig und das Mittagessen nicht ernster gewesen, wenn die Sonne geschienen hätte. Im Gegenteil, dank der trüben Wolken, aus denen Schnee fiel, waren die Kinder den ganzen Morgen hindurch beschäftigt, und die Sitzung konnte ungestört inspirierend werden.

Was mich hingegen empfindlich gestört hat, war die Kälte in meinem Büro. Trotz Pulswärmern und Wolljacke habe ich gefroren während meiner Buchhaltung. Zu wenig, um den ganzen Krempel an einen wärmeren Ort zu zügeln oder mich endlich mit meinem unkooperativen Heizkörper herumzuschlagen, aber doch so, dass sich die buchhalterische Arbeit noch etwas unangenehmer anfühlte, als sie es ohnehin schon tat.

Schreiben Sie über Licht. Nicht über trübe Tage und kalte Büros.

Sonnenlicht. Kerzenlicht. Neonlicht. LED-Licht. Tageslicht. Kaltes Licht. Warmes Licht. Bildschirmlicht. Flackerndes Licht. Fehlendes Licht. Licht aus der Taschenlampe. Lichtstrahl. Unheimliches Licht. Heimeliges Licht. Lichtermeer. Lichterkette. Es werde Licht. Schalt das Licht aus. Schalt das Licht ein. Nachtlicht. Licht und Schatten. Ihr seid das Licht der Welt. Licht ins Dunkel bringen. In Deinem Licht sehen wir das Licht. Das Licht der Strassenlampe. Scheinwerferlicht. Ein Licht erhellt die Nacht. Im Licht der Autoscheinwerfer. Lichtblick. Nordlicht. Windlicht. Räbeliechtli. Friedenslicht.

Ich kann keinen Text über Licht schreiben, ohne dabei klischeehaft zu werden. Natürlich waren da die endlosen Sommertage im Norden. War das verzauberte Spätnachmittagslicht auf Amrum. Sind die erwartungsvoll flackernden Kerzen im Schlafzimmer. Gab es am Schlittelwochenende die Momente, in denen plötzlich die Sonne durch die Wolken brach. Haben wir an Weihnachten das Friedenslicht nach Hause getragen. Das kommt mir zwar in den Sinn, aber darüber mag ich nicht schreiben. Nicht jetzt. Nicht, weil ich über Licht schreiben soll. Vielleicht ein andermal, wenn es mich berührt, das magische Licht, das bedeutungsvolle Licht, das strahlende Licht, welches das Dunkel erhellt.

Unterdessen ist es dunkel vor meinem Fenster. Das Tageslicht ist weg, die Fenster der Nachbarshäuser sind beleuchtet. Ich schüttle den Kopf über mich und meine Weigerung, mich auf das Thema einzulassen. Nein, heute ist mir kein Licht aufgegangen.

P.S. Es gibt ein Lied meiner Lieblingsband, das heisst «Lights and Shadows». Das höre ich mir jetzt an.

Überarbeiten

Motivation sammeln. Zusammentragen der Testleser-Rückmeldungen zu Teil 1 des Manuskripts. Entscheiden, was ich ändere und was bleibt. Zwischendurch Malvorlagen ausdrucken für die Kids. Besonderes Augenmerk auf die Einführung der Personen legen (ich kenne sie so gut, ist es wirklich möglich, dass die Leser das nicht tun?!). Die ganze Zeit über die strenge Kritikerinnen-Brille tragen und nicht versehentlich in die kreative Pippi-Langstrumpf-Rolle schlüpfen. Los geht’s!

Schreibübung «Grenzen»

«Magst du?», fragte meine Schreibtischfreundin. Mag ich mich darauf einlassen, in den nächsten vier Wochen je eine Schreibübung aus einem Handbuch für Kreatives Schreiben zu machen? «Ja, klar mag ich!», lautete meine Antwort. Nun, als ich mich dann dransetzte, hielt sich meine Begeisterung erst in Grenzen. Warum eine Schreibübung machen und über etwas schreiben, das mir von aussen aufgedrängt wird, wo ich doch sonst schon einen Überfluss an Schreibprojekten habe? Bloss weil ich ja gesagt habe? Nein, weil ich neugierig bin! Weil ich weiss, dass es meinen Schreibfluss anregt, wenn ich über die Grenzen meiner Schreibprojekte hinausschreibe. Das war übrigens genau das Thema der 1. Übung: Schreib über Grenzen!

 

Ich fotografiere Grenzübergänge. Jedes Jahr, wenn wir mit unserem Hippiebus über die Schweizer Grenze ins Ausland fahren, knipse ich. Fotografiere den Rhein, das Zollgebäude, die Landesflagge oder die Tafel, die die Verkehrsregeln des gerade erreichten Landes erklärt. Auch unterwegs fotografiere ich die Grenzen, über die wir fahren, und auf der Heimreise knipse ich ein Bild des Zollübergangs in die Schweiz. Es hat für mich eine besondere Bedeutung, bewusst in ein anderes Land einzureisen, und ich bin immer noch erstaunt, dass das seit einigen Jahren so problemlos geht. Niemand will meinen Ausweis sehen (ausser ich reise mit der Fähre nach England, dann schon!), niemand hält uns an und stellt Fragen. Wir entschliessen uns, eine Grenze zu überfahren, und man lässt uns machen. Es erfüllt mich jedes Mal mit Ehrfurcht, wenn ich eine Grenze passiere. Ich betrete Neuland, die Grenzen öffnen sich für mich, es ist mir erlaubt einzutreten. Und umgekehrt: Es ist mir erlaubt zurückzukehren.

Am Intensivsten habe ich es letzten Sommer bei der Einreise nach Schweden erlebt. Nach einer Nacht auf der Fähre zwischen Deutschland und Schweden öffnete sich am frühen Morgen die Luke des grossen Schiffbauches. Wir standen in der Pole Position, als eines der ersten Fahrzeuge verliessen wir die Fähre und fuhren auf die Rampe, die hinunter auf schwedischen Boden führte. Vor uns der Hafen von Trelleborg, hinter uns das Schiff, das uns sicher durch die Nacht geführt hatte, neben uns das blaue Meer, über uns der weite Himmel. Ich weinte. Still für mich, verborgen hinter Sonnenbrille und Kamera. Ich weinte, weil es sich so unglaublich, so unbeschreiblich gut anfühlte, in dieses Land einzureisen und zu wissen, dass ich die nächsten beiden Wochen hier verbringen und Neues entdecken würde. Deine Seele wohnt im Norden, hat kürzlich jemand zu mir gesagt. Möglich, dass es meine nordische Seele war, die mir Tränen des Glücks und der Rührung in die Augen trieb. Möglich, dass sie es war, die mich an genau diesem Ort das Gefühl von höchster Freiheit spüren liess. Keine politische Grenze, kein Meer, keine tausend Kilometer Autobahn hatten mich daran hindern können, hier zu sein!

Ich glaube nicht an Grenzen, die trennen und hindern. Ich glaube an Grenzen, die schützen und beschützen. Ich glaube an Grenzen, die überwunden werden, und an Grenzen, die gewahrt werden. Grenzen zeigen mir, dass meine Freiheit dort aufhört, wo die des anderen anfängt, und sie zeigen mir, wie kostbar es ist, wenn wir unsere Grenzen füreinander öffnen.

Schreibst du eigentlich autobiographisch?

Ich habe einen Roman geschrieben über eine Familienfrau, die ihren eigenen beruflichen und persönlichen Weg sucht. Zu der Zeit, als die Geschichte entstand, war ich selbst zu 100% als «Hausfrau und Mutter» tätig, nachdem ich vorher ein paar Jahre Teilzeit gearbeitet hatte. Ich wusste nicht, wie sich mein Berufsleben weiterentwickeln würde. Ich wusste auch nicht, dass ich ein Buch zu diesem Thema schreiben wollte. Ich wusste nur, dass ich die freie Kapazität in meinem Kopf nutzen wollte, um zu schreiben. Tatsächlich wurde mir erst Jahre später – nämlich, als das Buch bei meinem Verlag angekommen war, bewusst, worüber ich geschrieben hatte. «Ein wichtiges Thema für viele Frauen», meinte die Verlegerin. «Du schreibst mir aus dem Herzen!», sagen Leserinnen. «Das ist genau mein Thema!» Leserinnen aus der Generation über mir sagen eher: «Aha, so läuft das bei euch heute!» oder «Bei uns war das halt noch anders». Oder auch: «Es waren andere Themen, aber dieselben Gefühle und Gedanken!»

Mittlerweile bin ich wieder berufstätig, gleich in zwei Berufen. Mein Weg war ein anderer als der von Linda aus «Ich melde mich ab». Die Entwicklungen in meiner Familie sind anders als die in meinem Buch. Dennoch staune ich, wie ich vor fünf Jahren beim Schreiben punktgenau das Thema getroffen habe, das wichtig war in meinem Leben. Ich staune, wenn ich sehe, wie viel sich für mich genau bei diesem Thema verändert hat!

Ehrlich gesagt mag ich es nicht besonders, wenn Leserinnen und Leser zu enge Vergleiche ziehen zwischen Linda und mir, zwischen unseren Ehemännern und Kindern. Das wird uns allen nicht gerecht. Linda ist eine erfundene Person in einer erfundenen Geschichte. Gleichzeitig ist sie für mich wie eine gute Freundin, die mich durch eine bestimmte Zeit meines Lebens begleitet hat. Ich habe von ihr gelernt, manchmal hat sie für mich etwas ausprobiert, ausgehalten, entdeckt. Sie war mir nahe, und in einigen Punkten ist sie es immer noch. Sie hat aber auch Eigenschaften, die mir heute fremd sind. Ich habe mich weiterentwickelt, sie steckt in ihrem Buch fest und kann nicht raus. (Wobei ich sicher bin, dass auch sie sich weiterentwickelt, dort drüben, im Paralleluniversum der Romanfiguren. Und wer weiss: Vielleicht treffen wir uns ja einmal wieder und stellen fest, dass wir immer noch Freundinnen sind. Oder auch nicht mehr.)

Schreibe ich nun also autobiographisch oder nicht? Meine Antwort lautet: Ich schreibe nicht autobiographisch, ich erzähle Geschichten.

Wie die Geschichten in meinen Kopf hineinkommen und warum welche wann herauskommen will oder gar muss – das weiss ich nicht. Manches macht beim Schreiben Sinn, anderes bleibt rätselhaft. Lindas Geschichte lässt sich im Nachhinein in mein Leben einordnen, andere Texte bleiben für sich stehen.

Wichtig ist für mich:

Das Schreiben tut mir gut, egal, ob ich verstehe, warum ich etwas schreibe, oder nicht. Mehr noch: Das Schreiben ist zur Notwendigkeit geworden, zu einem Werkzeug, mit dem ich mein Leben und meinen Alltag besser meistere.

 

P.S. Im März 2018 startet die zweite Ausgabe des Schreibkurses «Lust auf Schreiben – Creative Writing für Erwachsene» mit Iris Pfammatter und mir. Hast du Lust, den Geschichten in deinem Kopf auf die Spur zu kommen und herauszufinden, ob und wie sie sich aufs Papier bringen lassen? Wir würden uns freuen, mit dir auf Entdeckungsreise zu gehen! Infos unter «Schreibkurse».

Schreibziel 2018

Neujahrsvorsätze habe ich keine. Auch keine Jahresziele für mich, mein Privat- und Familienleben. Meine persönliche Entwicklung nimmt sowieso keine Rücksicht auf Jahreswechsel oder andere bedeutende Daten, und sie hält sich auch selten an meine Pläne. Die macht, was sie für nötig hält, und das macht sie gut. Ähnliches gilt für meine Familie.

Ziele für das Geschäftsjahr? Aber ja doch. Längst definiert, aufgegleist, umformuliert, kommuniziert, der Realität angepasst, weiterentwickelt,…

Ziele für mein Autorinnenjahr? Ja. Sie betreffen Aktivitäten rund um mein erschienenes Buch, Schreibkurse, angefangene und geplante Schreibprojekte.

Mein Schreibziel? Brauche ich das überhaupt? Ich schreibe sowieso. Und wenn ich nicht schreibe, erinnert mich meine schlechte Laune daran, es gefälligst wieder zu tun. Trotzdem, ein Tagesziel – zeitlich oder mit Anzahl Wörtern – so wie während des NaNoWriMo – es könnte eine zusätzliche Motivation sein. Ein Stück Ernsthaftigkeit in meiner Pippi-Langstrumpf-Kreativität. Ein Zeichen an mich selbst, dass mein Schreiben mehr ist als Hobby und Psychohygiene.

Ziele sind da, um verändert zu werden.

In dem Sinn: Ja, ich setze mir ein Schreibziel für das Jahr 2018. Ein realistisches, lustvolles, messbares:

Ich schreibe 2018 jede Woche mindestens 3’000 Wörter an einem meiner Schreibprojekte und/oder an Schreibübungen. Die Schreibwoche beginnt am Montag und endet am Sonntag.

Ich freue mich darauf!

Oh du wirbelige Weihnachtszeit

Wir zünden Kerzen an (und seit dem Schreckmoment vom letzten Sonntagabend löschen wir sie auch konsequent aus, bevor wir den Raum verlassen).

Wir öffnen die Türchen, Seiten und Blätter unserer Adventskalender.

Wenn wir am Abend Besuch erwarten, brennt vor der Haustür die Kerze in der Laterne.

Ein lieber Freund hat uns Tannen- und Mistelzweige gebracht, die dekorativ vor dem Eingang liegen und darauf warten, bewusst und noch dekorativer irgendwo hingelegt zu werden.

Die Schachtel mit den Weihnachtsbüchern steht im Wohnzimmer.

Wir nehmen (nicht häufig, aber ein bisschen) an Bräuchen teil wie den Adventsfenstern im Dorf oder dem Wecken des Samichlaus mittels «Geisslechlöpfe».

Wir bestellen Geschenke, erstellen Wunschlisten und haben alles da, um die selbstgemachten Geschenke zu machen.

Wir planen Weihnachtsfeiern, laden ein, lassen uns einladen, sagen auch einmal ab.

Wenn die Kinder auf ihren Instrumenten üben, erklingen Weihnachtslieder.

Sie haben fleissig geübt für das Weihnachtsspiel in der Kirche und zusammen mit vielen anderen Kindern eine grosse Zuschauermenge begeistert und berührt.

Es weihnachtet. Ganz traditionell.

Und doch kommt bei mir keine Weihnachtsstimmung auf. Diese ganz besondere Stimmung, die alles andere unwichtig erscheinen lässt, fehlt. Da ist zu viel Alltag. Zu viele offene Punkte auf der geschäftlichen To-do-Liste. Zu viele Hausaufgaben, Prüfungen. Zu viele Termine. Zu viel «so wie immer». Zu wenig Zeit zum einfach nur weihnachtlich sein.

Na und? Macht das Weihnachten weniger wertvoll? Ändert das etwas an der wunderbaren Botschaft, die die Kinder und Engel am Weihnachtsspiel verkündet haben: «De Himmel chunt uf d’ Ärde und das giltet für alli!»? Hindert es uns daran, die Feste zu feiern, wie sie fallen, auch wenn sie möglicherweise etwas unvorbereiteter fallen als andere Jahre?

Nein! Nein.

Weihnachten wird es sowieso, ob ich mich drei Wochen lang besinnlich gefühlt habe oder nicht. Ob ich alle Erwartungen erfüllt habe – meine eigenen und die der anderen – oder nicht. Darum geht es nämlich. Jesus kommt sowieso. Der Himmel kommt sowieso auf die Erde. Möglicherweise halt einfach anders, als ich es mir vorgestellt habe.

NaNoWriMo 2017

9 magische Buchstaben, seit ich sie vor einigen Jahren das erste Mal gesehen habe . NaNoWriMo. National Novel Writing Month. 50’000 Wörter in einem Monat. Weltweit vernetzt mit Schreibenden. Die Möglichkeit von virtuellen und realen Treffen.

Bis jetzt hat es nie gepasst. Blieben es 9 magische Buchstaben, die nichts mit mir und meinem Leben zu tun hatten. Doch jetzt! Jetzt nenne ich mich Autorin, jetzt gehört Schreiben in meinen Alltag, jetzt braucht mein Manuskript sowieso viel Zeit.

Aber doch nicht gerade im November! Vor dem ich nach einem Blick in die Agenda gern einen Stopp eingelegt hätte. Im Sinn von: Kann ich noch einen Monat haben zwischen Oktober und November bitte? Oder zumindest eine Woche? Nun gut, der eine oder andere freie Morgen oder ein paar Abende mehr, die ich füllen könnte, wären auch schon okay. Aber jetzt gleich in diesen November starten, mit seinen läppischen dreissig Tagen und so vielen Terminen, Aufgaben und Ideen??? Finde ich schwierig…

Also kein NaNoWriMo. Schreiben schon, an meinem neuen Roman. Aber nicht vernetzen, nicht Wörter zählen, mir nicht die Versuchung öffnen, Zeit in einem Forum zu verbringen. Nein, keine 9 magischen Buchstaben dieses Jahr.

Erster November. Alle machen mit. Alle! Alle fragen auf allen sozialen Netzwerken «bist du auch dabei?». In meiner Agenda steht «Schreibmorgen». Ja! Ich bin dabei! Weil es gerade in einem Monat voller Termine und Aufgaben die heiligen Schreibzeiten braucht. Sie tun mir gut. Sie geben Energie. Sie machen meinen Kopf frei. Sie bringen mich voran.

Lange habe ich nicht so fokussiert geschrieben wie heute Morgen. War ich so konzentriert, mir meiner Sache so sicher. Der Sache, dass zweimal eine halbe Stunde Schreiben mit Stoppuhr mich erstens den 50’000 Wörtern näher bringt, und zweitens die Bahn freimacht für die To-do-Liste, die ich nach und nach abarbeite. In den mickrigen 30 Novembertagen, in die ich so gut gestartet bin. Dank der magischen 9 Buchstaben.