Last Updated on 9. August 2020 by Mirjam Wicki
Heute vor elf Jahren, nachts um eins, wachte ich davon auf, dass meine Fruchtblase platzte. Das Baby, das am Mittwoch per Kaiserschnitt zur Welt kommen sollte, hatte entschieden, dass es ein Sonntagskind sein wollte.
Neun Stunden später schaute ich das erste Mal in die hellwachen und tiefblauen Augen unseres Sohnes und war schockverliebt.
Es war der Beginn einer gemeinsamen Reise, die immer wieder weit über meine gewohnten emotionalen und körperlichen Grenzen hinausging. Geringer Schlafbedarf, eiserne Willensstärke, verblüffende Intelligenz, unkontrollierte Emotionen – dieses Baby, Klein- und Vorschulkind scherte sich weder um meine pädagogische Erfahrung, noch um mein Bedürfnis nach Harmonie und schon gar nicht um die Tipps in Erziehungsratgebern.
Viel habe ich gelernt an der Seite meines Sohnes, nicht zuletzt laut zu streiten und grosszügig zu verzeihen. Doch die Zeiten, in denen ich um unsere Beziehung kämpfen musste und mir dabei eingestehen, dass ich es nicht allein schaffe, scheinen heute weit weg.
Der Elfjährige braucht immer noch wenig Schlaf, hat immer noch einen starken Willen und ebensolche Emotionen. Er verblüfft immer noch durch die Leichtigkeit, mit der er lernt, aber auch damit, wie er gelernt hat, seine Special Effects so zu leben, dass auch sein Umfeld damit klarkommt.
Zum Beispiel, indem er ebendieses Umfeld mit Charme, Hartnäckigkeit und blauen Augen dazu bringt, mit ihm mitzuschwingen!
«Du kriegst die Geschenke morgen, wenn du Geburtstag hast», sagte ich gestern Abend.
«Dein Geburtstag beginnt um Mitternacht», scherzte der Grossvater.
Ein Blick zum Bald-Geburtstagskind und ich wusste, was Sache war.
Und so sass die ganze Familie nachts um zwölf bei Kerzenschein am Esstisch, ass Süssigkeiten und schaute dem Jubilar beim Geschenkeauspacken zu.
«King of the Day» steht auf der Geburtstagskarte. «Wohl eher King of the Night», lachte er.
Happy Birthday, mein Grosser, ich liebe dich bis zum Mond und zurück, Tag und Nacht, auch wenn ich froh bin, dass sich die gemeinsamen nächtlichen Intermezzi heute auf deine Geburtstagsnacht beschränken!